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Philosophie

Das Dilemma der Bewertung nach Leistung

Nachdem ich mich selbst vor einigen Jahren über Pottermore vom sprechenden Hut ins Haus Hufflepuff einsortieren ließ, hatte ich schnell eine Erklärung dazu, denn es ist bekannt, dass der Hutes danach sortiert was eine Person am höchsten wertschätzt und nicht nach dem was sie selbst ist.

Das passt für mich, denn ich selbst bewerte Menschen gerne danach, wie viel Mühe sie sich geben und habe mir auch als Schüler immer gewünscht nach Fleiß und weniger direkt nach Ergebnis bewertet zu werden. Das ist ein seeehr hufflepuffiger Gedanke und ich kann guten Gewissens behaupten, dass ich mich geehrt fühle von Pottermore nach Hufflepuff sortiert worden zu sein.

Doch inzwischen ist mir auch klar geworden, wie die positiven Eigenschaften, die Haus Hufflepuff zugeschrieben werden, teilweise die negativen Eigenschaften beeinflussen die man ebenfalls mit Hufflepuff verbindet.

Was sind es denn für Stärken die man Hufflepuff zuschreibt? Geht man nach den Liedern des Sprechenden Hutes so finden sich folgende Eigenschaften direkt erwähnt.

Harry Potter und der Stein der Weisen

You might belong in Hufflepuff,
Where they are just and loyal,
Those patient Hufflepuffs are true
And unafraid of toil;
  • Gerechtigkeit
  • Loyalität
  • Aufrecht
  • Unerschrocken im Angesicht von Arbeit (fleißig)

Harry Potter und der Feuerkelch

For Hufflepuff, hard workers were
Most worthy of admission

Hier wieder die Information, dass Hufflepuffs Arbeitsmoral als höchstes Gut bewerten.

Harry Potter und der Orden des Phönix

Said Hufflepuff, “I’ll teach the lot
And treat them just the same.”
...
Good Hufflepuff, she took the rest
and taught them all she knew

In diesem Jahr betont der Hut besonders die Offenheit und Willigkeit allen eine Chance zu geben die ebenfalls Helga Hufflepuff in besonderem Maße zugeschrieben wird.

Was Hufflepuff hingegen nicht zugeschrieben wird, ist hoher Intellekt. Sicher gab es auch viele kluge Hufflepuffs, aber es gibt ja auch extrem loyale Slytherins und hart arbeitende Gryffindors. Kein Haus hat Anspruch darauf eine Eigenschaft ausschließlich für sich zu proklamieren. Intelligenz und einen schnellen Kopf, der problemlos um Ecken denkt wird so besonders Ravenclaw zugeschrieben, und hier ist - wie ich finde - ein interessanter Punkt gefunden, an dem sich die Arbeitsmoral von Hufflepuff selbst unter den Scheffel stellt.

Um darzustellen was ich aussagen möchte, hier ein Sprachbild von einem Klischee-Ravenclaw und einem Klischee-Hufflepuff die beide versuchen Blätter an einem Hang zusammen zu rechen.

Der Hufflepuff wird vermutlich anfangen wo er ist und beharrlich arbeiten, bis er den Hang abgearbeitet hat. Der Ravenclaw wird die Lage erst überdenken und, falls es keine ganz andere Lösung gibt, zumindest zusehen, dass er mit der Windrichtung und von oben nach unten arbeitet, sodass die Kräfte der Natur die Arbeit unterstützen. Dem Hufflepuff traue ich es zu, dass er eine Art Stolz fühlt gegen den Hang und den Wind zu arbeiten. Zum Ziel kommen sicher beide, aber die Hufflepuff-Eigenschaft Arbeitsmoral vor Effizienz ins Feld zu führen kostet hier Zeit und Kraft.

Persönlich glaube ich, dass dieses Beispiel sich auf viele Dinge im Leben eines Klischee-Hufflepuff und Ravenclaw anwenden lässt. Aber während der Hufflepuff vielleicht ehrenhaft und entschlossen an seinen schwächsten Bereichen feilt, sucht sich der Ravenclaw oder für diesen Fall Slytherin einen Kampf aus, bei dem er von vorne herein im Vorteil ist und kämpft an den Bereichen in denen er bereits gut ist.

Es ist nur eine Theorie, aber ich denke das ist der Grund weshalb Hufflepuff auf der “Intellektrangliste” in Hogwarts auf Rang 4 steht. Wir kämpfen gegen unsere Schwächen anstatt unser Wissen auf Gebieten zu erweitern in denen wir ohnehin schon gut sind. Somit entstehen viele rundum “Gute” und wenige brilliante Menschen die dafür auch größere Schwächen haben.

Durch dieses Gleichnis ergibt sich für uns alle auch die Frage an welchen unserer Fähigkeiten wir arbeiten wollen. Arbeiten wir wie ein Hufflepuff am Ausgleich unserer Schwächen, oder wie ein Ravenclaw/Slytherin an Gebieten bei denen wir ohnehin schon die Nase vorne haben?

Außerdem ergibt sich die Frage, ob eine Bewertung nach Fleiß so uneingeschränkt brauchbar ist, wie ich in der Vergangenheit dachte. Denn ab einem gewissen Punkt ist Arbeitsethos vielleicht mehr Stolz und Glaube, als hilfreich und daher fördernswert.